2006-11-05

Mega-Blackout in den Gehirnen der Verbund-Manager


Eine Panne im deutschen Leitungsnetz ließ am Abend des 4. November 2006 etwa 10 Millionen Westeuropäer im Dunkeln und Atomkraftwerke auf ihrem Strom sitzen.

Und wieder einmal entblödet sich der Verbund nicht, die eigentliche Ursache für das Problem (=der Ausfall zwei großer Überlandleitung) als Anlass zu nehmen, Werbung für eigene große Überlandleitungen ("380kV") zu machen.

Eines ist aber klar : weder Stromtransitleitungen noch Transitstraßen verringern nachhaltig Probleme. Stehen sie zur Verfügung, steigt auch der Transit und damit ist das System genau so störungsanfällig wie zuvor. Im Straßenbau kann man allerdings geltend machen, dass steigender Konsum verstärkten Warenverkehr bedingt.

In der Energiewirtschaft hingegen gibt es 2 einfache Rezepte gegen überlastete, risikoanfällige Überlandleitungen :

1.) ausnützen des Stromsparpotentials. -20% ist bis 2020 lt. EU - Studie (Maßnahmenkatalog, Steigerung der Energieffizienz) möglich und angestrebt

und

2.) dezentrale Erzeugung durch den Ausbau / die Förderung erneuerbarer Energieträger und damit weg von den großen Inselkraftwerken (meist Atommeiler, in unserem Fall in der Slowakei und Tschechien).

Transitleitungen dienen vorrangig den Profitinteressen der E-Wirtschaft, betroffene Regionen hingegen können keinerlei Vorteile daraus ziehen.

http://images.derstandard.at/20061019/energie.jpg
2005 schlugen mit 33 % des Primärenergieverbrauchs die Leitungs- und Transportverluste zu Buche !

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

S.g. Hr. Dr. Starkstrom.

So ganz kann ich Ihren Argumenten nicht folgen. Soweit ich informiert bin, reduzieren sich die Leitungsverluste bei größerem Querschnitt. Im Fall der Salzburgleitung sogar um jene Strommenge die 36.000 Haushalte jährlich benötigen. Weiters wäre die 380 kV-Leitung erst in 80 Jahren an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt.

Dr. Kurt Starkstrom hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Anonym!

vielen Dank für Ihren Eintrag in meinem Weblog.

Es ist tatsächlich so, dass ein höherer Leitungsquerschnitt (bzw. natürlich auch eine höhere Nennspannung) die Übertragungsverluste reduziert. Dem entgegen steht allerdings die Tatsache, dass Strom ganz grundsätzlich kein Gut ist, das sich gerne transportieren lässt. In jedem Fall treten Leitungsverluste auf und je länger die Transportwege sind (zentrale Großkraftwerke, europaweite Übertragungsnetze), um so höher sind die Verluste. Höchstspannungsnetze animieren dazu, Strom weit zu transportieren, ähnlich, wie neue Verkehrswege den Verkehr zunehmen lassen. Somit ist die angebliche Einsparung der Leitungsverluste in Salzburg (ich nehme an, man argumentiert dort mit dem Ersatz einer 220kV- durch die geplante 380kV-Leitung) zwar ein schönes (Milchmädchen-)Rechenbeispiel, kritisch betrachtet jedoch ein sehr schwaches Argument.

Was die Kapazitätsgrenze angeht wäre zu sagen, dass derlei Annahmen eher unseriös sind, weil sie in der Regel ausschließlich die regionalen bzw. nationalen Verbrauchszuwächse berücksichtigen. Strom ist jedoch eine Ware, die an Strombörsen gehandelt wird und - man kann es nicht oft genug erwähnen - es ist eine traurige Tatsache, dass die italienischen Atommeiler in der Slowakei stehen. Keiner kann Prognosen abgeben, wie sehr die jetzt schon enormen Lastflüsse von Ost- nach Südeuropa noch zunehmen werden. Somit kann auch gesagt werden, dass Leitungen der geplanten Art nur sehr nachrangig der örtlichen Versorgung zugute kommen, hauptsächlich jedoch die Profitinteressen einiger Konzerne bedienen.

Mit vorzüglicher Hochachtung,
Ihr Dr. Kurt Starkstrom